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Selbstbestimmung? – Aber nur wenn ihr zustimmt!
Triggerwarnung: Misogynie, Sexismus, Gewalt
Fassungslos, wütend, angeekelt und enttäuscht. Das sind meine Emotionen, die mich die letzten Tage begleiten. Aber warum?
Blicken wir zurück auf den 05. November 2024. US-Wahlen. Ein alter weißer sexistischer, homophober, rassistischer verurteilter Sexualstraftäter wird neuer alter US-Präsident. Klingt wie ein schlechter Fiebertraum, ist aber bittere Realität. Bis zuletzt war die Hoffnung groß, dass Kamala Harris die Wahl gewinnt und die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten wird. Fehlanzeige.
Noch immer kann ich es nicht verstehen, was in Amerika passiert ist. Aber als wäre das nicht schon alles schlimm genug, rollt gerade durch social Media eine Welle an Misogynie. Ganz vorne mit dabei: Nick Fuentes, ein rechtsextremer Aktivist und selbsternannter Männerrechtler.
Der 26 – jährige White-Supremacy-Anhänger postete ein Video, was vor sexistischen Hassparolen nur triefte. Er zweckentfremdet die „My Body, my choice“- Bewegung und macht deutlich, dass FINTA für ihn keine Rechte haben über ihren eigenen Körper zu bestimmen. Im Netz erntet er viel Zuspruch. Ein Armutszeugnis.
Deutschland: Friedrich Merz (CDU) äußert sich „empört“ über die Pläne zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. In dem Gesetzesvorstoß geht es um die Legalisierung von Abbrüchen in den ersten drei Monaten. Ziel ist es, eine schnelle Abschaffung des Paragraf 218 Strafgesetzbuch zu erlangen, um gebärfähigen Menschen ihr Recht auf Selbstbestimmung zu gewährleisten. Nach aktueller Rechtssituation ist ein Schwangerschaftsabbruch rechtswidrig, bleibt aber straffrei, wenn dieser in den ersten 12 Wochen passiert, medizinisch notwendig ist oder aufgrund einer sexuellen Straftat vorgenommen werden muss.
Merz ist kein unbekannter, wenn es gegen die Rechte von FINTA geht. So war er einer der Politiker, der 1997 gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe stimmte. Zum Glück ohne Erfolg, denn seit Juli 1997 fällt eine Vergewaltigung in der Ehe ebenfalls unter § 177 StGB.
Seit Jahren kämpfen FINTA für das Recht auf Selbstbestimmung und Verwirklichung und in einigen Ländern ist das Leben von FINTA auch heute noch massiv bedroht. Das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist ein grundlegendes Menschenrecht – kein Privileg, das verhandelbar sein sollte.
Doch die aktuellen Ereignisse haben erneut die Diskussion um Abtreibungsrechte und den Zugang zu reproduktiver Gesundheitsversorgung entfacht. Dass FINTA für ihr Recht kämpfen müssen, ist nicht nur rückwärtsgewandt, sondern zutiefst ungerecht. Es ist eine Form der Unterdrückung, die FINTA als unfähig und unmündig darstellt – als Menschen, deren Entscheidungsfreiheit durch Überzeugungen anderer eingeschränkt werden soll.
Wenn Politiker versuchen, das Recht auf körperliche Autonomie zu verwehren, handeln sie gegen die Freiheit, Gesundheit und das Leben von FINTA. Sie degradieren FINTA zu Objekten staatlicher Kontrolle und negieren jahrzehntelange Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Es ist ein beunruhigendes Signal, das weit über nationale Grenzen hinausgeht und alle betrifft, die sich für die Gleichstellung einsetzen.
Der Kampf um reproduktive Rechte ist ein Kampf gegen patriarchale Strukturen, die FINTA systematisch unterdrücken. Die Selbstbestimmung sollte kein politisches Spielbrett, sondern ein universelles Menschenrecht sein. Der feministische Kampf ist noch nicht vorbei – überall auf der Welt stehen FINTA weiterhin gegen Ungleichheit, Gewalt und Unterdrückung auf. Wir zeigen unsere Solidarität und kämpfen an ihrer Seite für Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung. Trotz der bestehenden Herausforderungen gibt es Grund zur Hoffnung: Im gemeinsamen Engagement, in gegenseitiger Unterstützung und in der Entschlossenheit zur Veränderung liegt die Kraft, bestehende Strukturen aufzubrechen und eine gerechtere, respektvolle Zukunft zu schaffen.
FINTA = Frauen, Inter, nicht binäre, Trans- und Agender Personen)
Autorin: Ann-Katrin Loer